Donnerstag, 24. Dezember 2015

Von der Sprache

Hey da draußen,

wir unterliegen gerade einem Stromausfall und bevor ich mich über Langeweile beklage, bringe ich euch lieber mal so ganz allgemein auf den neusten Stand.
Diese Woche beginnen die Sommerferien, was ich mit einem lachenden und einem weinenden Auge betrachte, da ich eigentlich gerne hier zu Schule gehe  (konnte es selbst kaum glauben, dass ich so einen Satz noch einmal in meinem Leben schreibe). Meine Familie hat noch keine konkreten Pläne zwecks verreisen, das passiert hier immer eher so spontan, sodass ich mich einfach mal überraschen lasse. Bald steht Weihnachten vor der Tür und ich kann stolz behaupten, dass ich schon fast alle Geschenke fertig habe, nachdem ich am ersten Dezember erstmal panisch im Kreis gerannt bin, da ich nie auch nur die leiseste Ahnung habe, was ich verschenken soll. Dazu kommt, dass mir Ende November mein Portmonee gestohlen wurde und meine neue Kreditkarte noch nicht aus Deutschland angekommen ist - ergo, mein Geld ein wenig knapp ist. Passt um Himmels Willen auf eure Sachen auf, egal wo ihr seid. Die Arbeit will man sich echt ersparen.
Da ich noch nicht wirklich über meine Spracherfahrungen hier geschrieben habe hole ich das jetzt auch gleich mal nach.
Also bei YFU sind Sprachkenntnisse bei den meisten Ländern nicht obligatorisch, aber von meiner Seite wirklich wärmstens zu empfehlen. Ich hatte 2 Jahre Spanisch-Unterricht bevor ich hier her kam, und fühlte mich damit relativ sicher - bis ich ankam. Auf das wichtigste konnte ich zwar antworten, aber den Rest konnte ich am Anfang eigentlich vollkommen vergessen. Die Chilenen reden sehr schnell und undeutlich, da muss man sich erstmal reinfuchsen. Desweiteren werden oft andere Vokabeln als beim Schulspanisch verwendet. Es gibt so typisch chilenische Wörter, die man in der Schule oder anderen Ländern einfach nicht lernt. Auch haben manche Wörter in den verschiedenen südamerikanischen Ländern verschiedene Bedeutungen. Zu diesem Thema kann ich euch ein sehr schönes Video empfehlen  (https://youtu.be/eyGFz-zIjHE). Ich weiß nicht, wie ich es ohne jegliche Kenntnisse überlebt hätte. Meine ersten Wochen sind von vielen Erfolgserlebnissen geprägt. Ich lernte jeden Tag neue Wörter und freute mich jedes mal, wenn ich etwas gleich beim ersten Mal verstanden hab. Nach einigen Wochen konnte ich Sätze wie "no entiendo" (ich verstehe nicht) oder "como?" (wie bitte?) nicht mehr hören. Jeder hat sein eigenes Lerntempo. Manche erzählten mir nach dem ersten Monat, dass sie schon komplett alles verstehen und sagen können, andere wiederum sprechen immer noch fast kein Wort Spanisch. Ich versuche stets mich nicht zu viel mit anderen zu vergleichen, denn das kann manchmal ganz schön runterziehen. Für mich persönlich würde ich sagen, dass ich jetzt erst richtig in die Sprache reingekommen bin, also kurz vor der Halbzeit. Bei mir kommt es jetzt wirklich nur auf das Thema an, ob ich mich ausdrücken kann, oder nicht. Es ist klar, dass einem immer mal Vokabeln fehlen, aber das ist normal. Es gibt auch so Wörter, die kann ich mir einfach nicht merken, da muss ich dann immer wieder aufs neue fragen. Aber die Hauptsache ist dass man überhaupt spricht. Von nichts kommt auch nichts. Man muss sich am Anfang schon ein bisschen überwinden, denn ja der Akzent könnte andere zum lachen bringen oder man bekommt Missverständnisse, wenn man anstatt "mir ist heiß" "ich bin heiß" sagt. Aber hey, man muss auch über sich selbst lachen können! Und es entstehen super Insider über die man mit seinen Freunden noch Monate später lacht.
So, mein Akku verabschiedet sich langsam und ich werde mir nun eine andere Beschäftigung suchen müssen. Ich wünsche euch schöne Weihnachten und viele Lacher - vielleicht über Insider.

Ps: Liebe Grüße an meinen tollen Lehrer und Kontaktperson, der sich die Mühe macht meinen Blog zu übersetzen, um ihn zu lesen.


Pauli

Donnerstag, 26. November 2015

Von meiner Schule

Hey da draußen,

heute möchte ich euch mal ein wenig über meine Schule berichten - Liceo Ramon Freire Serrano.
Wie in Deutschland gibt es Grundschule und Oberschule. Jedoch verbringt man acht Jahre in der ersten Schule und nur 4 in der Oberschule. Diese letzten Jahre werden wieder mit 1. - 4. bezeichnet. Ich gehe in die 11. Klasse, also hier die 3. Ausserdem kann man an der Oberschule zwischen bestimmten Lehrzweigen wählen. Ich gehe mit meiner gleichaltrigen Gastschwester in eine Klasse mit der Humanistischen Richtung - 3. HC (Humanistico Cientifico) ist die richtige Bezeichnung für meine Klasse. Wir haben neben den obligatorischen Fächern wie Mathematik und Sprache nochmal einen extra Literaturkurs, Philosophie und zwei unterschiedliche Geschichtskurse. Ansonsten haben wir noch Chemie, Physik, Sport, Englisch, Biologie, Musik und Algebra. Die erste Stunde beginnt um 8:30 Uhr,  also für mich eine halbe Stunde später als sonst, und endet in der Regel um 17 Uhr. Alle 90 Minuten - jede Stunde hat 45 min und ist meistens im Block - haben wir 15 Minuten Pause und um halb 2 gibt es eine einstündige Pause, in der die Schüler entweder nach Hause gehen können, oder in der Schule Mittag essen können. Da wir nur 5 min von Zuhause bis zur Schule brauchen, gehen wir immer in dieser Pause zum Essen Heim.

Unsere Turnhalle. Links sind noch die Umkleidekabinen und der Ausgang.

Unsere Schule hat eine sehr ungewöhnliche Architektur. Zwei Stockwerke liegen über - und zwei unterschiedliche der Erde. An den Gängen kann man runter in den Hof gucken, welcher von den drei Seiten der Gebäude eingerahmt wird.

Abgesehen von der großen Pause, sind die Tore die Schule während der Schulzeit immer verschlossen, sodass man eine Genehmigung des Schulleiters braucht oder von den Eltern abgeholt werden muss, um die Schule abseits der Pause verlassen zu können. Für das Tor haben wir an unserer Schule ungefähr 5 Männer und Frauen die es auf und zu schließen, wenn man zu spät kommt oder für die restlichen Schüler bei Schulschluss oder der großen Pause. Zu diesen hegen die meisten ein freundschaftliches Verhältnis. Die Schüler werden von ihnen oft mit hijo/hija  (Sohn/Tochter) betitelt und selbst bezeichnen wir sie mit tio/tia  (Onkel/Tante). Auch zu den Lehrern wird ein enges Verhältnis gepflegt. Ich hab nicht schlecht gestaunt, als sich an meinen ersten Schultag einige Lehrer und Schüler herzlich umarmten, da Ferien waren und sie sich nicht gesehen hatten. Es ist komplett normal die Nummer des Mathelehrers zu haben und in der Pause mit dem Direktor zu quatschen - am ersten Tag machte er sogar ein Selfie mit mir. Auch zwischen den Klassenstufen herrschen weder Hierarchien oder ähnliches. Ich kann nicht mal sagen wer eine Stufe unter oder über mir ist, oder gar, wer mit wem in eine Klasse geht, da alle irgendwie miteinander befreundet sind und die Grenzen verschwimmen.
Der Unterricht ist entspannt, da das Prinzip des Meldens nicht existiert und es keine Mitarbeitsnoten gibt. Desweiteren sind elektronische Geräte wie Handys oder Gameboys jederzeit erlaubt. Es liegt also einzig am Schüler, ob er nun aufpasst und mitschreibt. In Mathematik zum Beispiel bekommen wir meistens Aufgaben, die, wenn wir sie am Ende der Stunde gelöst haben, vom Lehrer mit einem Stempel belohnt werden. Nach einer Klassenarbeit werden die Stempel der letzten Stunden dann zusammengezählt und der Note der Klassenarbeit angerechnet. Somit ist eine Grundmotivation hergestellt, da man am Ende alles nochmal ausgleichen kann, wenn man nur die Stempel hat. Der Anspruch der Fächer variiert und hängt nicht nur vom Lehrer, sondern auch vom Fach an sich ab. In Chemie werden wir damit gequält 40 Seiten über die Energiegewinnung durch Biomasse zu schreiben und in Sport chillen wir größten Teils nur auf den Matten. Wo auf der einen Seite ein niedriges Englisch-Level herrscht, obwohl es seit der Grundschule gelehrt wird, kann mir auf der anderen Seite jeder im Schlaf die Geschichte Chiles rückwärts aufsagen. So schwanke ich zwischen Unter- und Überforderung wie eine schwangere zwischen ihren Gefühlszuständen.
Wie an den meisten Schulen in Chile hat auch meine Schule eine Uniform und generell eine Vorschrift wie man abgesehen von der Uniform auszusehen hat. Gefärbte Haare sind verboten zum Beispiel und mit farbigen Schuhen kommt man auch nicht durchs Tor. Jeden Morgen steht der Direktor mit am Tor und kontrolliert, ob die eintreffenden Schüler auch der Norm entsprechen.

Die Uniform meiner Schule.

 Am ersten Tag nach den Ferien und an sonstigen besonderen Tagen gibt es eine Aufstellung  (nennt man das so?), zu der sich alle Schüler und Lehrer auf dem Hof zusammen finden, der Direktor ein paar Worte sagt und anschließend alle die chilenische Nationalhymne singen, während die Flagge gehisst wird. In der ersten Pause gibt es in der Cafeteria pan  (eine Art flaches Brötchen, welches hier eigentlich ausschließlich gegessen wird) mit entweder Butter, manjar  (süße karamellartige Paste), Avocado, Marmelade oder Käse (jeden Tag nur ein Belag) und Milch oder manchmal auch Kaffee zum Frühstück. Das Mittagessen habe ich noch nie zu Gesicht bekommen, da ich immer Zuhause esse.
So, ich hoffe ich hab soweit nichts vergessen und konnte euch einen kleinen Einblick in meinen chilenischen Schulaltag gewähren. Den Großteil des Gesagten kann ich nur auf meine Schule beziehen, da jede Schule natürlich anders ist und ich nur diese eine besuche.

Ich wünsche euch eine stressfreie Zeit in der Schule und eine besinnliche Weihnachtszeit, falls wir uns davor nicht mehr lesen.

Pauli

Samstag, 24. Oktober 2015

Vom 18. September und Erdbeben

Hey da draußen,

lange ist's her, was zum Großteil daran liegt, dass ich schlicht und einfach gelegentlich zur Faulheit neige. Dafür habe ich nun mehr zu berichten.
Im September gibt es in Chile Feiertage um den 18.09. herum, an denen man die Unabhängigkeit feiert. Diese Tage haben einen sehr hohen Stellenwert, so wie Weihnachten für die meisten in Deutschland. Jede Familie hat andere Traditionen, meine Familie hat sich für diese Tage in dem Dorf, in dem ich lebe, zusammen gefunden. Jeden Tag sind wir zu den Großeltern raus aufs Land gefahren und haben zusammen gegessen. Hauptsächlich gab es Asado, sprich Essen vom Grill. Neben der üppigen Kost, gab am Freitag, dem 18.09., noch einen Marsch auf dem Platz des Dorfes, an dem meine Schule auch teilgenommen hat. Um 11 Uhr fanden wir uns am Platz ein, um uns aufzustellen. In Schuluniform marschierten wir dann in 2er Reihen zur National- und Dorfhymne. Es wurde ein kleines Theaterstück zur Geschichte der chilenischen Flagge aufgeführt und natürlich durfte reichlich Musik und Essen nicht fehlen. Nachdem wir bei unseren Großeltern zu Abend gegessen hatten, traf ich mich gegen Mitternacht mit einer Klassemkameradin, um auf eine Feier zu gehen, die anlässlich der Feiertage in einem Skatepark stattfand. Dort gab es "Terremoto" - einen Cocktail, welcher zum 18. einfach dazugehört und eine live - Band. In dieser Nacht lernte ich Cumbia zu tanzen. Besonders während der Feiertage wird viel Nationalstolz gezeigt, sodass ganz Chile ganz in blau, weiß und rot erstrahlte. Flaggen, überall - etwas, das ich in Deutschland bis jetzt nur von der WM kannte.

Während der Zeremonie auf dem Platz. 

Und als wäre diese Zeit nicht schon erlebnisreich genug gewesen, hatten wir im selben Zeitraum noch ein sehr starkes Erdbeben, über welches, soweit ich hörte, sogar im deutschen Fernsehen berichtet wurde. Zum Zeitpunkt des Bebens, war ich Zuhause und mixte mit meiner Tante und meinen Eltern den Terremoto Cocktail (welch Zufall, denn "Terremoto" bedeutet übersetzt "Erdbeben"). Als es anfing, haben wir meine kleinen Geschwister und Cousins zu uns ins Erdgeschoss gebracht und sind raus auf unseren Hof gegangen. Dort haben wir nichts weiter getan, als abzuwarten bis alles vorbei war. Vor diesem Beben hatten wir immer mal wieder kleine Erdrüttler, aber nicht so ein langes und starkes. Für meinen Teil war ich eher neugierig als verängstigt. In der Nachbarstadt, die am Meer liegt, gab es jedoch eine Tsunami - Warnung und stellenweise wurde sogar evakuiert. Es gab aber keine großen Auswirkungen im Nachhinein und währenddessen in meinem Umfeld. In anderen Teilen Chile sah das teilweise ganz anders aus und auch die Stärke des Bebens hat innerhalb des Landes variiert - von 5,0 bis 8,5 hab ich alles gehört. Ich bin froh, dass es auch den anderen Austauschschülern gut geht. Nach dem Beben habe wir uns kontaktiert und sogar die in den Nachbarländern haben zum Teil was gespürt.
                  Danach ging es wieder mehr oder weniger alltäglich zu. Ich war unter anderem noch auf einer Schaumparty, einem Breakdance - Wettbewerb  (selbstverständlich nur als Zuschauer), shoppen in Copiapó und hatte für 2 Wochen Braids.


Die blühende Wüste nach dem Regen auf dem Weg nach Copiapó.

Das waren meine Braids....

...Und das mein Afro, nachdem ich die Braids aufgemacht hab.

Und das Foto wurde für eine Facebook - Aktion, anlässlich des 263. Geburtstags Freirinas gemacht.

Bald steht Halloween vor der Tür, also wünsche ich euch eine schrecklich schöne Zeit und nicht allzu viel Kälte.

Pauli

Sonntag, 13. September 2015

Von Ärzten und Orchestern

Hey da draußen,

es ist mal wieder Zeit euch ein wenig von den vergangenen Wochen zu berichten.
Vor gut 2-3 Wochen habe ich mich, zusammen mit einer Freundin, mit einem Austauschschüler aus China getroffen, der in Vallenar, also der Nachbarstadt, wohnt. Es tat sehr gut sich über unsere bisherigen Erfahrungen und Probleme auszutauschen. 

Am nächsten Tag wurde ich dann krank. Ich hatte es zuerst als leichten Schnupfen abgetan, da ich unbedingt an den Aktivitäten der Schule anlässlich des Jahrestages teilnehmen wollte. Meine Gastschwester und meine Freunde hatten schon euphorisch davon geschwärmt und ich war schon sehr neugierig. Leider war es nicht nur ein Schnupfen, sondern eine ordentliche Grippe. Den Rest des Wochendendes blieb ich somit im Bett und hoffte hustend auf eine schnelle Gesundung. Meine Gastmama entschied dann, dass ich der Schule für die nächsten fern bleibe und auch der Arzt bestätigte das dann am Dienstag, als er mich bis Ende der Woche krank schrieb - sehr zu meinem Leidwesen. So verbrachte ich die gesamte Woche im Haus und konnte mir Erzählungen von dem anhören, was ich verpasste.
Aber auch der Arztbesuch war eine Erfahrung - dieser kostet hier nämlich ein kleines Vermögen. Auch kam es mir so vor als wäre gerade ganz Vallenar und Umgebung krank und es gäbe nur diesen einen Doktor, was die Wartezeit unendlich lang werden ließ. (Meine Erfahrung ist nebenbei erwähnt nicht auf andere Ärzte in Chile zu übertragen). Endlich im Behandlungsraum wurde mir dann auch klar, wieso. Nach meiner zwei minütigen Untersuchung gab es noch ein 15 minütiges Gespräch über das Befinden der restlichen Familie. Man ist zugewandt und offen. Ich jedenfalls werde jetzt besser auf meine Gesundheit achten und das Tuch bei Wind auch tragen, wenn es nicht zum Outfit passen sollte.
Meine Stimmung hob sich allerdings wieder, als ich erfuhr, dass Fernanda und ich das Wochenende bei unserem Onkel in La Serena, 3 Stunden weiter südlich an der Küste, verbringen werden. Am Abend desselben Tages fuhren wir mit dem - in Chile übrigens super gemütlichen - Fernbus los. Kurz vor Mitternacht wurden wir auch schon mit Sushi und Sacks empfangen und am nächsten Tag machten Fernanda und ich uns auf zur Mall zum shoppen, da Onkel, Tante und Kinder bei einem Asado (grillen) bei Freunden geladen waren. Abends waren wir zwei dann noch im Kino und ich somit das erste Mal in Chile. Am Sonntag waren wir in einem Restaurant am Meer, bevor es dann wieder nach Freirina ging. Mich hat die Wohnsituation unseres Onkels etwas überrascht. Dieser wohnt nämlich in einem großen Haus in einem Viertel, welches durch eine Mauer von der Außenwelt abgetrennt ist. Da ist mir erstmal der finanzielle Unterschied aufgefallen. Mir hat das, was ich bis jetzt von La Serena gesehen habe gut gefallen und ich hoffe, dass wir noch öfter dort sein werden. Auf dem Rückweg konnte ich dann die wunderschöne und abwechslungsreiche Landschaft bewundern, welche ich auf dem Hinweg ja nicht sehen konnte da es schon dunkel war.


Nach diesem kleinen Ausflug ging ich auch wieder in die Schule und außer einem Markt, an dem die Schule teilgenommen hat, meine Kündigung beim Orchester und eine kleine Wanderung durch die Natur ist nicht viel passiert.
                Noch einmal kurz zum Thema Orchester. Ich habe in der ersten Schulwoche das Angebot von meinem Musiklehrer bekommen, in seinem Orchester mitzuwirken. Natürlich willigte ich ein, da ich neue Leute kennenlernen wollte und weiterhin Gitarre praktizieren konnte. Schnell merkte ich jedoch, dass dies einen zu großen Teil meiner Zeit einzunehmen drohte. Dienstag bis Donnerstag direkt nach der Schule von 18 bis 19 Uhr und Freitag 16:30 bis 18 Uhr. Was sich am Anfang als gar nicht so lang anhörte wurde mir schon nach der zweiten Woche zu viel. Gerade in der Anfangszeit ist die Schule sehr anstrengend, da man neben der Sprachbarriere auch versucht sich zu integrieren, den Stoff aufzunehmen, usw. Irgendwie wollte ich mir auch nicht eingestehen, dass es mir schlicht und einfach keinen Spaß machte. Ich wollte nicht nach zwei Wochen schon wieder aufhören, besonders, da es ja auch mein Musiklehrer ist, den ich weiterhin sehen werde. Ich wollte ihn nicht enttäuschen. Anstatt also einfach die Karten auf den Tisch zu legen, so wie es am besten gewesen wäre, fing ich an gar nicht mehr hinzugehen, um der Situation, die sich by the way eh nicht vermeiden lässt, aus dem Weg zu gehen. Natürlich hat das nicht lange funktioniert da mich mein Lehrer logischerweise auf mein Fehlen ansprach, was im Endeffekt viel unangenehmer war, als wenn ich ihm gleich alles gesagt hätte. So fasste ich mir dann am Freitag ein Herz und kündigte. 
Moral von der Geschicht: Trau dich zu sagen, was Sache ist und wenn du es nicht so machst wie ich, ist es auch am Ende nicht so schwer. Mach nichts (besonders nicht während eines Auslandsjahres), was dir keine Freude bereitet, keiner zwingt dich dazu. Generell sollte man versuchen sich überwiegend den Dingen zu widmen, die einen glücklich machen und Probleme so früh wie möglich lösen.

Ich wünsche euch Mut, Altes hinter euch zu lassen und Neuem Platz zu geben.

Pauli

Mittwoch, 26. August 2015

Der Geburtstag

Hey ihr da draußen,

nun ist es ca. einen Monat her, dass wir aus dem Flugzeug stiegen und zum ersten Mal chilenischen Boden betraten. Es fühlt sich teilweise länger an, aber gleichzeitig auch wie zwei Wochen. So Stück für Stück beginnt sich eine Routine in  meinem Alltag einzufinden, die ich erstmal sehr begrüße. Dennoch passieren hin und wieder Dinge, die mich in Erstaunen versetzen und weiterhin überraschen.
Da war zum einen der Geburtstag einer verstorbenen Klassenkameradin. Soweit ich das verstanden hab, starb sie letzten Sommer an einem Asthma-Anfall. Meine Gastschwester, mit der ich in eine Klasse gehe, erzählte mir desweiteren, dass nicht darüber geredet wird. So wunderte ich mich, als eine Freundin eines Tages mit Luftballons und Mülltüten zur Schule kam. Während wir diese im Unterricht aufbliesen, wurde mir erklärt, es sei eine Geburtstagsaktion für jene verstorbene Schülerin (die, wie ich nebenbei erfuhr, die beste Freundin meiner Freundin war, was mich nicht minder überraschte, als die plötzliche Offenheit im Umgang mit dem Thema). Die Ballons wurden anschließend mit Texten und Glückwünschen beschrieben und wir ließen sie dann vom Dach der Schule schweben. Dabei hatte ich das komische Gefühl, sentimentaler zu sein als die anderen. So eine Aktion hatte ich nicht von meiner Klasse erwartet und das zeigt mir,  dass ich die Menschen hier und um mich herum noch nicht halb so gut kenne, wie ich dachte.
Weiterhin hatte ich ein Interview mit dem örtlichen Radiosender, welches mir fünf Minuten früher mitgeteilt wurde und eine Spritze in den Hintern gegen Kopfschmerzen. Eins kann ich mit Sicherheit sagen: ich werde noch viel lernen müssen, ehe ich alles verstehen werde.
Im Anschluss gibt es wieder ein paar Fotos.

Hier war ich mit meiner Familie letztes Wochenende wandern. 

Das ist die Aussicht aus unserem Zimmerfenster.

Und das ist einer der Welpen, die unsere Hündin geworfen hat. Ich habe sie Maja genannt.

So das war's erstmal. Heute nur eine kleine Anekdote, da ich volle Tage habe und nicht so zum schreiben komme. Ich wünsche euch schöne Orte und entspannte Tage.

Pauli

Sonntag, 9. August 2015

Update und Lebenszeichen

Hey da draußen,

mein Internet ist hier leider unterirdisch, so muss ich fürchten, dass die nächsten Posts sehr schwierig werden. 2 Wochen bin ich jetzt schon in meiner Gastfamilie. Vor 14 Tagen kam ich aufgeregt und vollkommen übermüdet in Vallenar mit dem Nachtbus an und sah meine Gastfamilie zum ersten mal richtig. Diesen Moment werde ich nie vergessen, wie wir ausstiegen und unsere Familien dort standen und applaudierten. Seitdem bin ich nun in Freirina und kann erstmal sagen, dass es mir gut geht. Wir hatten noch schöne Tage auf der Orientatión und einen tollen Ausflug auf den Aussichtspunkt in Santiago de Chile, von dem aus man die ganze Stadt überblicken kann (auf Instagram gibt es dazu auch ein Foto).
Die ersten Tage in Freirina verbrachte ich damit, zu schlafen. Denn die Lehrer streiten und die Schule begann erst am Donnerstag. Gleich am Montag hatte ich Geburtstag der wurde gleich richtig chilenisch zelebriert. Es gab eine Torte mit 16 Kerzen und nach dem Geburtstagslied wurde mein Kopf in diese gedrückt. Ansonsten war ich in Vallenar, um den Papierkram zu klären (das hat alles meine Familie mit mir gemacht) und die Schuluniform zu kaufen. Ich staunte nicht schlecht, als meine Gastmama meinte, ich brauche extra Schuhe zu dieser Uniform.
Dann begann der erste Schultag. Vom Haus aus sind es nur 5 min zu Fuß und so waren wir kurz vor halb 9 dort (die Schule beginnt hier erst um 8:30 Uhr) und hörten uns die Rede des Direktors an, von der ich nur einen kleinen Bruchteil verstand. Die ersten Schultage waren sehr locker, da es die ersten Tage nach den Winterferien waren. Sehr neu für mich war vorallem die ständige Handyerlaubnis und das man Musik hören darf. Ansonsten hab ich mich ziemlich verloren gefühlt, da ich niemanden außer meiner Gastschwester kannte und alle so schnell redeten, dass ich nur selten mitkam.  Vom Unterricht fangen wir erst gar nicht an. Dazu kam, dass ich viel angestarrt wurde, da ich so ziemlich die einzige Blonde, blauäugige Person in Freirina bin. Das alles hat sich aber schon gebessert. Mittlerweile kenne ich schon ein paar aus meiner Klasse und kann Smalltalk betreiben.
Am Wochenende lernte ich dann den Rest der Familie kennen. Am Samstag fand eine Familienfeier, anlässlich des Geburtstages meines Gastpapas, auf dem Anwesen der Großeltern statt. Ich bin in eine ziemlich große Familie reingerutscht, was hier aber normal ist (dass ich nur einen Bruder habe wird hier mit Staunen quittiert). Bis jetzt bin ich mit dem Trubel, der jeden Tag in unserem Haus stattfindet gut klargekommen. Die Atmosphäre ist hier sehr herzlich und alle sind warmherzig und nehmen mich gut auf. Ich verstehe mich sehr gut mit meiner gleichaltrigen Gastschwester und fühle mich hier schon sehr Zuhause.
Es gibt noch viel mehr zu erzählen über die Kulturellen Unterschiede und die Schule und so weiter, aber das würde den Rahmen für heute sprengen. Dafür schreibe ich nochmal extra was, keine Sorge. Zu den Fotos (falls es klappt diese mit hochzuladen). Das erste sind meine Gastschwester und ich am Tag der Familienfeier, das zweite zeigt meine Gastfamilie  (inklusive der Kinder meiner größten Schwester und ohne meinen Gastpapa, da er an dem Tag nicht da war), das dritte Huasco, eine Hafenstadt unweit von Freirina in der ich heute mit einer Klassemkameradin war (das erste Mal ohne jemanden aus meiner Familie) und das letzte Foto ist noch von der Orientatión.






So das war's erstmal von mir und meinem Update. Ich wünsche euch Warmherzigkeit und vorallem schöne Sommertage.

Pauli

Donnerstag, 23. Juli 2015

¡Hola Chile!

Hey da draußen!

Ich sitze gerade in meinem Bungalow, welchen ich mir mit einer Norwegerin, einer Estnischen und einer aus Deutschland teile, und lasse die letzten Tage revue passieren.
Am Dienstag war der große Tag. Mit meinen Liebsten im Schlepptau ging es um 11 Uhr zum Flughafen Tegel. Überraschenderweise war ich nur mäßig aufgeregt, jedoch sehr sentimental. Am Check In musste ich leider ein paar Klamotten aussortieren, da ich 4 kg Übergewicht hatte. Es war sehr schön die anderen Berliner wieder zu sehen und den Rest in Frankfurt natürlich auch. Auch die Flüge verliefen für meine Verhältnisse sehr ruhig. Nach ein paar Stunden des Wartens in Frankfurt stiegen wir in den großen Flieger, der uns über Madrid nach Chile bringen sollte. In Madrid mussten wir dann noch ein letztes Mal warten und ca. Mitternacht starteten wir zu unserem Langstreckenflug. Zum Teil hab ich versucht zu schlafen, was sich als sehr schwierig herausstellte, da ich keine Beinfreiheit hatte und bei jeder Turbulenz zusammengefahren bin. Aber zum Glück hatte jeder einen Bildschirm mit Musik, Filmen und Serien um sich die Langeweile zu vertreiben. Bei der Landung wurden wir für alles entschädigt, denn es bot sich uns ein atemberaubender Blick über die Anden und im Hintergrund den Sonnenaufgang.
Totmüde und voller Neugier kamen wir am morgen in Santiago de Chile an. An einem Buffet warteten wir dann noch auf die anderen Austauschschüler aus den anderen Ländern, um nach dem Essen die Busfahrt zur Orientatión anzutreten. Obwohl ich komplett fertig mit der Welt war, schlief ich nicht eine Sekunde der zwei-stündigen Fahrt durch die Pampa. Ich konnte mich an der Landschaft nicht sattsehen. Die kleinen Dörfer und dahinter die riesigen Berge dahinter zogen mich in ihren Bann.
Der erste Abend der Tagung verlief entspannt. Beim Abendessen konnten wir uns alle schon ein wenig kennenlernen und danach wurden wir auf unsere Zimmer verteilt. Die Anlage hier ist sehr komfortabel. Wenn es nicht so kalt wäre, könnte man auch den Pool hier genießen.
Am Samstag geht es für mich mit dem Bus 500 km weiter in meine Gastfamilie. Ich bin schon sehr gespannt und kann es kaum erwarten, obwohl die Zeit hier auch wundervoll ist ( auch wenn mein Englisch das genaue Gegenteil ist ^^). Trotz aller Ereignisse der letzten Tage, kann ich nicht realisieren, dass ich wirklich in Chile bin und hier auch für ein Jahr bleibe, das ist einfach zu unwirklich.

Ich wünsche euch viele interessante Begegnungen und warmes Wetter.

Pauli

Montag, 20. Juli 2015

Der letzte Tag

Hi an alle da draußen!

Morgen ist es soweit. Um 14:45 Uhr wird mein erster Flieger nach Frankfurt gehen und 18:35 Uhr werden wir mit LAN Chile Deutschland verlassen. Momentan bin ich noch relativ ruhig. Vielleicht bin ich auch einfach fertig vom Koffer packen heute. Überraschenderweise habe ich erstens den Koffer zu bekommen und zweitens musste ich nichts wieder auspacken, weil ich kein Übergewicht hatte. Noch fühlt es sich nicht so an, als würde ich für ein Jahr nicht mehr in meinem Zimmer schlafen, meine Freunde sehen oder mit meinem Fahrrad verpennt zur Schule fahren. Das alles werde ich sicherlich im Flieger erst richtig realisieren können.
Am Freitag konnte ich mein Visum in der chilenischen Botschaft abholen. Danach war ich sehr erleichtert, da ich schon befürchtete die Unterlagen nicht rechtzeitig zu bekommen. Nach ein paar Unterschriften, Fingerabdrücken und Unterlagen hielt ich die Papiere auch schon in meinen Händen. Mein erster Gedanke: Und dafür der ganze Stress? Naja was sein muss, muss sein, nicht wahr? Mit den vollständigen Akten konnte ich auch meine Abschlussfeier am Samstag in vollen Zügen genießen. Danke nochmal für all die süßen Geschenke, Überraschungen und Glückwünsche. Danke Betty, dass du so schön gesungen hast, danke Mama für das Buch, danke Kerstin, dass du uns deinen tollen Garten zur Verfügung gestellt hast und auch ein riesiges Danke an alle Anderen. Der Abend war wundervoll!
Dem morgigen Tag blicke ich mit gemischten Gefühlen entgegen. Ich freue mich meine Freunde von der VBT wieder zu sehen und mein Abenteuer starten zu können, aber bei mir ist auch nicht freudige Aufregung dabei, ich sag nur Flugangst.

Hoffen wir mal, dass wir alle gesund und munter morgen am Flughafen sind und auch gut ankommen :) Ich wünsche euch viel Mut zu neuen Taten und Fernweh.

Pauli


Donnerstag, 9. Juli 2015

Geduld ist eine Tugend

Hey da draußen,

je kürzer mein Maßband wird, desto weniger kann ich glauben, dass es nur noch wenige Tage bis zum Abflug sind. In 12 Tagen um diese Zeit sitze ich im Flieger nach Madrid? Neee, kann gar nicht sein. Dementsprechend bin ich auch ein wenig über mich selbst überrascht. So wechselhaft war ich schon lange nicht mehr. In 10 min kann sich mein kompletter Gemütszustand bezüglich Chile ändern. Mal kann ich es kaum erwarten, ein anderes Mal zitter ich vor Angst, denn wer mich persönlich kennt, weiß, dass ich eine große Abneigung gegenüber dem Fliegen hege. Daher zieht mich dieser Gedanke an den Stress am Reisetag oftmals sehr runter und ich habe gar keine Vorfreude mehr. Ich weiß selbst, dass das eine absolute Verschwendung ist, denn Vorfreude ist ja bekanntlich die schönste Freude, aber ich kann mich einfach nicht zusammenreißen. Es ist schon kurios, dass ich mich zur Freude aufrufe, aber das ist die Wahrheit.
Was mich allerdings wirklich sehr freut ist der Kontakt mit meiner Gastfamilie. Am Anfang war es ein bisschen beschwerlich, da meine Email, welche ich an die Familie schrieb, als ich die Adresse bekam, nicht ankam. Das wusste ich jedoch nicht - woher auch – und so machte ich mir viele Sorgen und kam mit vielen Ideen um die Ecke, warum meine Familie denn nicht antwortet.
  • Vielleicht haben sie sich umentschieden und wollen doch keinen Gastschüler mehr aufnehmen
  • Meine Email war unsympathisch geschrieben und jetzt sind sie genervt von mir und wollen einfach nicht zurück schreiben
  • Es gibt in dem Dorf kein Internet (was mich nach längerem Nachdenken echt beunruhigte)
  • Meine Gastfamilie ist unsympathisch und will einfach nicht antworten
    Oder:
  • Jemand in der Familie ist gestorben

Ich war zwei Wochen lang sehr besorgt und hing nur noch diesen Gedanken nach, obwohl es keinerlei Anzeichen für meine Vermutungen gab. Um sicher zu gehen schickten wir dann noch einmal eine Email vom Account meiner Mutter und bereiteten einen nicht virtuellen Brief für die Luftpost vor, für den Fall, dass es kein Internet gibt. Und siehe da – die zweite Email wurde noch an diesem Tag beantwortet und meine Gastschwester schrieb mich auf Whatsapp an. Ich war so erleichtert! Jetzt weiß ich schon mehr über meine Gastfamilie und meine Befürchtungen haben sich alle als vollkommen unbegründet herausgestellt. Jetzt im nach hinein bin ich über meine weit hergeholten Ideen ziemlich belustigt. Also wenn jemand, der das hier gerade liest, dasselbe Problem haben sollte. Hab Geduld. Deine Gastfamilie hat dich aus mehreren Schülern ausgewählt. Sie will wirklich dich und wird sich sicherlich auch nicht umentscheiden. Es kann immer etwas sein weswegen sie vielleicht nicht antworten kann, aber meist steckt nicht so etwas großes dahinter, was du dir vorstellst.
Ich wünsche euch viel Geduld und vorallem Vorfreude auf das, was noch so kommen mag.


Pauli

Freitag, 5. Juni 2015

Gastfamilie

Hey da draußen!

Ich wollte mich mal aus der Schlucht der Prüfungen melden. Also: ich lebe noch. Es ist reichlich passiert die letzten Tage. Ich habe die Visumsunterlagen bekommen (danke an der Stelle an meine wundervolle Mutter und Sven, die mich so heftig unterstützen) und eins kann man sagen: die Chilenen sind sehr bürokratisch. Aber auch wenn der "Aktenkrieg" stets präsent ist, steigt meine Vorfreude immer weiter. Ich weiß gar nicht mehr wie es ist, ohne dieses gewisse Kribbeln im Bauch über Chile zu sprechen. Letztens habe ich mich mit einem entfernten Bekannten getroffen, der schon oft in Chile war. Er erzählte mir viel von seinen Erlebnissen und Reisen und die große Botschaft, welche ich aus diesem Treffen mitnehmen konnte, war, dass ich mit Chile die absolut richtige Wahl für mich getroffen habe. Die Unterhaltung hat mich wahnsinnig neugierig gemacht auf dieses Land am anderen Ende der Welt. Ich kann es kaum erwarten meine eigenen Erfahrungen zu machen.
Tja. Gestern war es dann soweit. Ich bekam einen Brief von meiner Organisation mit meiner Gastfamilie. In diesem wurde mir erstmal das gröbste mitgeteilt. Meine Familie wohnt in der Region der Atacama Wüste ca. 20 km vom Meer entfernt in einem sehr kleinen Dorf. Außer meinen beiden Gasteltern habe ich noch vier Gastgeschwister, davon eine Schwester in meinem Alter. Ich habe schon eine Email geschrieben und bin schon gespannt auf mehr. Mir ist die Last der Ungewissheit von den Schultern gefallen und ich fühle mich so unbeschwert wie lange nicht. Den Koffer für die Reise habe ich auch schon und mein Maßband, welches anzeigt, wie viele Tage noch bis zum Abflug bleiben, wird immer kürzer.


Die Zeit fliegt an mir vorbei. Doch ich winke ihr mit einem schiefen Grinsen hinterher.
Ich wünsche euch reichlich Gelassenheit bei dem, was ihr tut.

Pauli

Sonntag, 3. Mai 2015

Aller Anfang ist schwer

Hey da draußen!

Da sitze ich nun vor meinem PC, ratlos, wie man denn nun einen Blog verfasst. Wie schon in meinem Header steht, werde ich hier über mein Auslandsjahr in Chile schreiben. Wo wir auch schon beim Thema wären. Chile. Das Ende der Welt. Im Juli startet das bis jetzt größte Abenteuer meines Lebens. Mit der Organisation YFU werde ich ein Jahr lang in einer Gastfamilie leben und zur Schule gehen. So wie hier Zuhause auch nur sehr weit weg.
Wie kam es dazu? Anfang der 10. Klasse, in der ich momentan immer noch bin, kam das Thema Auslandsjahr in unserer Schule auf und ich begann zu überlegen, ob das was für mich sein könnte. Eher spontan beschloss ich mich dann, mich zu bewerben. In der Bewerbungsphase hab ich mich natürlich noch einmal viel intensiver damit auseinandergesetzt und meine fixe Idee wuchs zu einem großem Traum. Irgendwann kam dann die Frage, wo es überhaupt hingehen soll. Ehrlich gesagt war mir das relativ egal. Hauptsache weit weg. So kam es, dass ich am Ende 16 Länder angab, um meine Chance auf ein Auslandsjahr zu vergrößern. Tja, und Chile war zufällig das erste Land auf meiner Liste (worüber ich jetzt unglaublich glücklich bin). Zwei ganze Tage nach meinem Bewerbungsgespräch mit YFU kam auch schon die positive Antwort. Mein Traum wurde wahr. Ich darf ein Jahr lang in eine andere Kultur eintauchen, meinen Horizont erweitern, meine Lieblingssprache perfektionieren und vieles mehr erleben.
Schnell holte mich das Hier und Jetzt jedoch wieder ein. Bevor es losgeht muss man sich erst einmal durch einen beträchtlichen Stapel Akten, Papiere und Formulare wühlen. Arzttermine, Platzierungsunterlagen und Verträge haben mich fast in den Wahnsinn getrieben. Und ich bin noch längst nicht fertig, ich sag nur Visum.
In den Osterferien bekam ich jedoch meine erste Entschädigung. Die Latino-Vorbereitungstagung in Lauenburg. Dort traf ich so viele tolle Menschen mit dem gleichen Traum. Über den Inhalt der 6 Tage werde ich nicht schreiben, um anderen zukünftigen Austauschschülern nicht alles vorweg zu nehmen. Nur so viel: wir wurden vorbereitet ;). 
Jetzt heißt es erst einmal auf die Gastfamilie zu warten und die MSA-Prüfungen in der Schule zu überleben. Ich beglückwünsche alle, die bis hierher gekommen sind und verabschiede mich hiermit.

Pauli